Jubiläen sind ein dreifacher Grund zur Freude. Sie lassen uns freudig zurückblicken auf einen meist unscheinbaren Anfang sowie einen gemeinsam gegangenen Weg mit Höhen und Tiefen. Am Tag der Jubiläumsfeier lassen sie uns innehalten, damit der tagtäglich geleistete Einsatz bewusst gewürdigt und dafür „Danke“ gesagt werden kann. Und sie lenken unseren Blick auf die Zukunft und all die Pläne und Projekte, die noch umgesetzt werden sollen, damit die bisherige Geschichte fortgeschrieben werden kann. So ist es auch mit dem Montessori Kinderhaus Spatzennest, das am 26. April 2024 zur Feier seines 20. Geburtstags einlädt.
20 Jahre klingt zuerst einmal nach nicht viel. In der Landschaft der privat organisierten Kinderbetreuung in Tirol ist es allerdings eine halbe Ewigkeit. Denn auch derzeit sind etwa 50% aller Kinderkrippen und 30% aller Kindergärten in Tirol privat organisiert, vor 20 Jahren waren es noch viel mehr. Als Bernadette Kohl damals in kleinem Kreis ihre Arbeit begann, konnte noch niemand ahnen, wohin dieser Weg führen wird und ob das Experiment nicht nach kurzer Zeit wieder abgebrochen werden muss. Orientierung an der Montessori-Pädagogik, ganztägige Betreuung oder ein durchgängiger Sommerkindergarten klangen für viele Ohren fremd und auch unnötig.
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Raumnöte und Geldsorgen in den ersten Jahren ständige Begleiter waren. Bernadettes Festhalten an ihrer pädagogischen Vision, ihr nicht unterzukriegender Optimismus sowie überzeugte und fleißige Eltern ermöglichten damals, dass das zarte Pflänzchen „Spatzennest“ nicht eingegangen ist. Mit dem Einzug im Haus der Kinder und der Sanierung des Dachgeschosses hat das Spatzennest seit 2018 endlich eine feste Bleibe und eine sichtbare Verankerung im pädagogischen Angebot der Gemeinde Mieming erhalten. Ebenso ist Kinderbetreuung als ein dringliches Thema in den letzten Jahren stärker in den Fokus der Politik gerückt, was zu größerer Anerkennung und institutioneller Unterstützung führte.
Aus der zarten Pflanze – um bei diesem Bild zu bleiben – konnte daher ein kräftiges Gewächs werden: Über 50 Kinder, zumeist aus Mieming, aber auch aus den Umlandgemeinden besuchen inzwischen tagtäglich das Spatzennest und werden von einem motivierten und gut ausgebildeten pädagogischen Team begleitet. Das Spatzennest gehört damit zu den größeren privat organisierten Kindergärten in Tirol und zu den wenigen, die trotz des administrativen und personellen Aufwands eine ganztägige und ganzjährige Betreuung anbieten. Die langjährige Schwerpunktsetzung in der Montessori-Pädagogik macht das Spatzennest zudem über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt. So kommen immer wieder PraktikantInnen im EU-Austauschprogramm Erasmus+ auf Besuch.
Der Vorstand und das pädagogische Team sind laufend bemüht, diese guten Voraussetzungen zu nutzen, um „zukunftsfit“ zu bleiben sowie neuen gesetzlichen Anforderungen bestmöglich zu entsprechen. So wurde kürzlich der in die Jahre gekommene Außenbereich mithilfe der auf Abenteuerspielplätze spezialisierten Firma Monz aus Telfs neu gestaltet. Ans Gelände angepasste Balancierbalken und Baumstelzen bereiten den Kindern ebenso viel Freude wie ein großer Kletterwürfel, der die motorische Entwicklung von Kindern besonders fördert. Im Dachgeschoss ist demnächst eine Verbesserung der Raumakustik geplant und im Erdgeschoss wird ein Kunstatelier mit großer Malwand entstehen, um Phantasie und Kreativität der Kinder zu unterstützen. Auch eine bewusstere Sensibilisierung für Natur und Biodiversität im Garten schwebt Obmann Dr. Georg Gasser vor: Wenige genutzte Randflächen im Garten sollen durch die Anlage eines Totholzbereichs, eines Staudenbeets, das Pflanzen von Apfelbäumen sowie das Anbringen von Nistkästen für Fledermäuse besser in das pädagogische Schwerpunktthema „Die Natur und wir“ integriert werden.
Diese Einblicke zeigen, dass es einiges zu feiern gibt und vielen WeggefährtInnen ein Dank für die letzten 20 Jahre ausgesprochen werden soll: All den Eltern, die dem Team ihre Kinder anvertraut haben und dem Spatzennest stets mit Fleiß und Tatendrang zur Seite stehen. Dem pädagogischen Team unter der engagierten Leitung von Miriam Mast, das immer wieder neue Ideen einbringt, um eine bestmögliche Begleitung der Kinder zu gewährleisten. Den Vorständen, die sich im Hintergrund um organisatorische, fördertechnische und personelle Belange kümmern, damit ein reibungsloser Alltag überhaupt erst ermöglicht wird. Der Geschäftsführerin Ruth Haas, die auch außerhalb der Bürozeiten für dringende Belange stets einspringt und umsichtig agiert. Der Gemeinde Mieming, die unkompliziert und großzügig der Einrichtung zur Seite steht. Durch dieses Zusammenwirken ist ein solides Fundament gelegt worden, damit das Spatzennest vertrauensvoll in das kommende Jahrzehnt blicken kann und Kinder auch weiterhin ihre Wege in die Selbstständigkeit auf unterschiedlichste Weise entdecken und erproben können.
– Georg Gasser –
Obmann